Ruth Weiss @ 100 – Die Friedensfrau streitet für Frauenrechte

Ein Beitrag von Rita Schäfer zum 100sten Geburtstag von Ruth Weiss

Anläßlich des 100. Geburtstags von Ruth Weiss fokussiert dieser Beitrag auf Ruth Weiss‘ innovativen Impulse zur internationalen Frauenforschung. Viel früher als Forschende in Europa oder in den USA erkannte sie die Komplexität des weiblichen Aktivismus gegen die Apartheid in Südafrika, die Widersprüchlichkeit der aktiven Mitwirkung junger Frauen an bewaffneten Konflikten im südlichen Afrika und die Ambivalenz dortiger, männlich dominierter Unabhängigkeitsbewegungen, die Kolonialismus abschaffen wollten, aber gleichzeitig martialisch-autoritär strukturiert waren.

[….] Die Wirtschaftsjournalistin hat sich nie in die Niederungen kulturalistischer Scheinkämpfe begeben, sondern schon vor Jahrzehnten immer wieder dokumentiert, dass rassistische Gewalt und Ausbeutung Schwarzer Arbeiter*innen einerseits und grenzenloses wirtschaftskriminelles Gewinnstreben andererseits strukturell verwoben waren.

Ruth Weiss’ Publikationen basierten auf Selbstbildern, Erfahrungen und Analysen afrikanischer Frauen, deren Stimmen sie einer deutschsprachigen Leserschaft nahebrachte. Hinzu kamen ihre fundierten wirtschaftspolitischen und historischen Detailkenntnisse, anhand derer sie die Standpunkte ihrer Interviewpartnerinnen, z. B. nicht gegen die Weißen als solche, sondern gegen repressive Strukturen zu kämpfen, in größere Kontexte einordnete (Weiss 1986).

(bis hin zu aktuellen Blogs/Afrikanische Frauen/nb rwg)

Deshalb wäre es für die heutige hiesige Frauen- und Geschlechterforschung erkenntnisreich, die Schriften von Ruth Weiss zu lesen, bevor teils weitreichende Aussagen über ganz Afrika publiziert werden, die sich häufig vor allem auf Äußerungen von Wissenschaftler*innen an US-amerikanischen Elite-Universitäten berufen und diese zum Maßstab anlegen. Denn im Unterschied zur regionalen Expertin Ruth Weiss, die über Jahrzehnte vor Ort arbeitete und recherchierte, sind viele heutige Forschende von den oftmals widersprüchlichen Lebensrealitäten und diesen zugrundeliegenden Strukturen nicht nur geografisch weit entfernt.

Sie lasen einen Auszug aus ‚Blog Interdisziplinäre Geschlechterforschung‘ von Rita Schäfer, freiberufliche Afrika-Wissenschaftlerin, Dozentin und Gutachterin für Entwicklungsorganisationen. Ihr regionaler Schwerpunkt ist das südliche Afrika. Seit Jahrzehnten gut bekannt mit Ruth Weiss, forscht sie über Frauenrechtsorganisationen, geschlechtsspezifische Gewalt, Maskulinitäten in Post-Konfliktgesellschaften und LSBTIQ. Buchpublikation u. a.: Migration und Neuanfang in Südafrika (2019). Webprojekt: gender-africa.org .

Den vollständigen Essay von Rita Schäfer finden Sie hier .