Die Ruth Weiss Gesellschaft hat sich angesichts der politischen Instrumentalisierung der tragischen Messerattacke in Aschaffenburg entschlossen, das Kondolenzschreiben, das sie auch im Namen von Ruth Weiss an Oberbürgermeister Herzing geschickt hat, zu veröffentlichen.
Mit Hochachtung nehmen wir wahr, wie die Bevölkerung in Trauer und Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer über Konfessionsgrenzen hinweg zusammensteht und sich nicht spalten lässt.

Auch die Leiterin und der Förderverein der Ruth Weiss Realschule Aschaffenburg planen bereits eine Veranstaltung mit der RWG, die mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam die Aufarbeitung des Geschehens unterstützen will. Es soll die Schutzwürdigkeit von Flüchtlingen herausgestellt werden und beispielhaft, unter anderem im Gespräch mit früheren SchülerInnen der RWS aus Afghanistan und Integrationshelfern, die Situation von Herkunftsländern dargestellt und diskutiert werden.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Herzing,
mit Fassungslosigkeit und größtem Entsetzen haben Ruth Weiss und wir vom schrecklichen Ereignis in ihrer Stadt erfahren, die uns im Juli so gastfreundlich empfangen hatte. Eine Tat, wie sie niemand vorhersagen konnte, und gegen die man sich auch nur schwer schützen kann. Psychisch Kranke sind manchmal unberechenbar, was immer sie in diese Krankheit geführt hat. Aber es ist nicht vorrangig ihre Herkunft oder ihr Glaube, auch wenn die Lebensumstände manches Unverständliche befördern.
Die Ruth-Weiss-Gesellschaft bemüht sich, Verständigung zwischen Menschen und Gruppen unterschiedlicher Glaubens- und Weltanschauungen zu stiften, denn dafür steht Ruth Weiss. Die Ruth-Weiss-Schule und die Stadtgemeinschaft haben sehr viel dafür geleistet, dass dies in ihrer Stadt lebendig ist und auf fruchtbaren Boden fällt. Um so schlimmer wirkt eine solche Tat, die die Festigung einer Wertegemeinschaft vielleicht um Jahre zurückwerfen kann.
Wir möchten den Angehörigen der Opfer und der Trauergemeinde unser herzliches Beileid aussprechen.
Sie haben in Ihrer Traueransprache bereits eindruckvoll vor Vorverurteilungen von Gruppen gewarnt. Wir danken Ihnen und hoffen, Sie haben die Kraft, den Weg, den sie uns am 26.7. des letzten Jahres anläßlich des 100sten Geburtstags von Ruth Weiss aufgezeigt haben, weiter zu gehen.
Ruth Weiss und wir möchten Sie und die Stadtgemeinschaft dabei gern weiterhin begleiten.
Traurig aber hoffnungsvoll
Ruth Weiss und die Ruth Weiss Gesellschaft