von Ruth Weiss
Ist in Europa eine ‚Islamisierung‘ zu Gange? Würde dies Hitlers Traum – einen judenfreien Kontinent – erfüllen?
Prophezeiungen sind nicht leicht zu verkünden. Dieses Thema ist sehr umstritten.
Doch ein Artikel, der eine solche Entwicklung als unvermeidlich darstellt, wurde im 3. Februar 2023 von Giulio Meotti veröffentlicht, italienischer Journalist, der sich mit nahöstlichen und jüdischen Themen befasst. Der Artikel zitiert eine Reihe von Prominenten und nennt mehrere Beispiele von Flucht der Juden aus Europa, und ist von anderen Zeitschriften aufgenommen worden. Dazu moechte ich sagen, dass Antisemitismus keineswegs nur von extremen Islamisten kommt, sondern wie immer weiterhin aus rechtsextremen Gruppen, deren Anzahl sich in letzten Jahren in der Tat stets vergrößert hat.
So schrieb Meotti, der niederländische Schriftsteller Leon de Winter habe ihm gesagt: „Wenn Israel im Jahr 2048 sein hundertjähriges Bestehen feiert, wird der letzte Jude Europa verlassen. Es steht jedem frei, zu beurteilen, ob es ein Verlust oder ein Gewinn gewesen sein wird.“
Der Hintergrund: Etwa 7.000 Juden hatten Holland seit 1948 verlassen. Oberrabbiner Binyomin Jacobs soll zum Ausdruck gebracht haben, dass er und seine Frau gehen würden, hätten sie nicht die Verantwortung für die noch dort lebenden Juden. Er erklaerte: „Ich bin wie der diensthabende Kapitän auf einem sinkenden Schiff.“
Der verstorbene Robert Wistrich, Leiter des Internationalen Zentrums für Antisemitismusstudien an der Hebräischen Universität Jerusalem, hatte prognostiziert, dass das europäische Judentum noch 10 bis 20 Jahre zu leben habe. Der bedeutende Holocaust-Historiker betrachtete den Rückgang in Malmö, Schweden „der Zahl der Juden von 3.000 auf 600 in nur wenigen Jahren“, als Barometer für den langsamen Niedergang der europäischen Juden nach dem Holocaust.“
„Es ist vorbei“, hatte Wistrich gesagt. „Es ist ein langsamer Tod.“
Meotti zitierte ihn wie folgt: „Nicht umsonst riet der ehemalige EU-Kommissar Frits Bolkestein der jüdischen Gemeinde in Holland zur Auswanderung, um der Belästigung durch junge muslimische Fanatiker zu entgehen.“ Der Gelehrte bezog sich auf den Niedergang des europäischen Judentums aufgrund „Europas bedauerlicher und feiger Beschwichtigung des Islamismus“. Dies würde dazu führen, dass Muslime es mit der europäischen Gesellschaft aufnehmen, die bereits von „den Fanatischsten“ verabscheut wird.
Der ehemalige sowjetische Verweigerer Natan Scharanksy sagte: „Wir erleben den Anfang vom Ende der jüdischen Geschichte in Europa.“
In dem Artikel heißt es, dass die jüdische Bevölkerung Frankreichs in den letzten 50 Jahren um 60 Prozent zurückgegangen sei, „wobei ein ähnlicher Rückgang in den nächsten 30 Jahren erwartet wird“, so Eldad Beck in Israels größter Zeitung Israel Hayom.
Im Jahr 2000 gab es in Frankreich 500.000 Juden. Heute sind es 400.000. Die nächste Generation soll voraussichtlich um 100.000 zurückgehen. 40 % der Juden wollten unbedingt gehen. Die Zahlen derer, die gegangen sind, sind verheerend. Aus Grenoble ist die Hälfte der jüdischen Gemeinde geflohen, in Nizza war die Zahl von 20.000 auf 5.000 gesunken. Von 20.000 Juden in Toulouse sind noch 10.000 übrig. In den letzten zehn Jahren hatten 60.000 der 350.000 Juden die Ile-de-France verlassen. Richard Abitbol, Präsident der Konföderation der französischen Juden und Freunde Israels, hatte gesagt, in einigen Jahrzehnten wuerde es in Frankreich keine Juden mehr geben.
Andere, wie Semen Gorelick, der Vorsitzende der Juden des Landes Brandenburg, stimmten zu und sagten, er wolle nicht in einem Land leben, in dem Millionen antisemitischer Muslime Juden und jüdische Strukturen angreifen; es sei nicht möglich, auf der Straße eine Kippa zu tragen.
Die muslimische Bevölkerung in Deutschland beträgt heute 5,5 Millionen. Insgesamt leben etwa 200.000 Juden in Deutschland, rund 100.000 sind Mitglieder jüdischer Gemeinden. Allerdings gingen Antisemitismus und Angriffe auf Juden oder jüdische Strukturen schon immer von rechtsextremen Gruppen aus, was auch heute noch der Fall ist. Auch Muslime sind nicht vor Ablehnung in der deutschen Gesellschaft geschützt.
Jüdische Synagogen im Land stehen seit langem unter Polizeischutz, so auch in Norwegen – Oslo und Trondheim. 20 Prozent jüdische Bürger hatten das Land verlassen. Die Gemeinden in diesen Städten sind die größten in Norwegen. Die Journalistin Julie Bindel meinte, das Land könnte das erste in Europa sein, das ‚judenfrei‘ werde. Eine ähnliche Meinung wurde über Belgien geäußert, von Joël Rubinfeld, Präsident der Ligue belge contre l’antisémitisme, gegenüber „Paris Match“.
Auch die jüdische Gemeinde in Dänemark sei in den letzten 15 Jahren um 25 % zurückgegangen, sagte der Vorsitzende Finn Schwarz der Zeitung Jyllands-Posten.
Und auch in Großbritannien hätten Juden laut Samuel Hayek, Philanthrop und Vorsitzender des Jüdischen Nationalfonds, keine Zukunft. Er sei nicht gegen Muslime in Großbritannien oder Europa, sondern nur gegen die Verbreitung von Hass. Wie anderswo gibt es auch im Vereinigten Königreich unter Einheimischen sowohl Antisemitismus als auch anti-Islamisten. Die muslimische Bevölkerung Großbritanniens könnte sich in den nächsten 20 Jahren verdreifachen und bis 2050 auf 13 Millionen ansteigen.
Als im 14. Jahrhundert Juden beschuldigt wurden, für die Pest verantwortlich zu sein (vgl. Ruth Weiss, Der Spitze Hut) , wonach 100.000 Menschen bei Pogromen massakriert wurden, erließ der Papst eine Bulle, in der er erklärte, dass Juden die Pandemie nicht verursacht hätten. Dies wurde selbst in Gegenden, in denen damals keine Juden lebten, ignoriert. Gemessen an der Hartnäckigkeit des Antisemitismus ist es unwahrscheinlich, dass ein judenfreies Europa auch frei von Antisemiten wäre!