von Ruth Weiss
Gute Nachrichten: Im Netzwerk Afrika Deutschland (NAD) wurde mitgeteilt, dass das Erzbistum Köln auf Betreiben des Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki eine besondere Leihgabe des Vatikans erhalten hat – die wohl wichtigste Quelle welche 1700 Jahre Präsenz der Juden in deutschsprachigen Ländern bestätigt. Es handelt sich um das Dekret des Römischen Kaisers Konstantin I (272-377) aus dem Jahre 321, welches Juden erlaubt in Stadträten der Provinz mitzuwirken. Dies war die Antwort des Kaisers, der von 306 bis 337 n.Chr. regierte, auf eine Anfrage des Kölner Stadtrates. Auf dieses Dokument stützt sich auch das in diesem Jahr mit vielen Veranstaltungen begangene Jubiläum ‘1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland’. Es wird das Kernstück einer Ausstellung über jüdische Geschichte und Kultur sein, die vom Erzbistum Köln vorbereitet wird und von August 2021 bis September 2022 geöffnet sein soll.
Juden hatten schon vor dem Großen Krieg der Provinz Judäa gegen die römische Herrschaft (66 bis 70) – und ihrer Niederlage, die zu Flucht und Zerstreuung der jüdischen Bevölkerung führte – im Römischen Reich gelebt. Die Gemeinden hatten sich erfolgreich entwickelt und machten etwa 10% der Bevölkerung aus. In Rom leben Juden seit 2000 Jahren, länger als in irgend einer anderen europäischen Stadt.
Interessant, dass es Konstantin Der Große war, der dieses Dekret erließ und damit seine Toleranz gegenüber dem Judentum zeigte. Schließlich war es dieser römische Kaiser, der eine neue Epoche eröffnete als der erste Christliche Kaiser Roms! Konstantin lebte die längste Zeit seines Lebens als Heide. Er hatte bereits 312 gezeigt, dass er das Christentum bevorzugte, auch wenn er über 40 war, als er sich als Christ erklärte und auch seine Erfolge ganz dem Christlichen Gott zuschrieb. Erst auf dem Totenbett ließ er sich taufen.
Christentum und Toleranz
Der Kaiser spielte eine große Rolle beim Mailänder Toleranzedikt von 313, das den Christlichen Glauben dem Polytheismus gleichstellte. Möglich, dass dies unter dem Einfluss seiner griechischen Mutter geschah, die sich angeblich im Jahr zuvor als Christin bekannt hatte. Im Jahr 325 berief der Kaiser in Nicaea das Erste Konzil der christlichen Bischöfe des Römischen Reichs ein. Das Christentum verdankt ihm zudem seinen heiligsten Ort, da er die Grabeskirche in Jerusalem erbauen liess an der Stelle die man als Grab Jesu Christi ausgemacht hatte. Auch die letzte Ruhestätte des Apostels Petrus in Rom, der spätere Petersdom, gehörte zu den von ihm initiierten Bauwerken. Kaiser Konstantin verlieh Konstantinopel (Istanbul) seinen Namen und ließ die alten Götter durch christliche Symbole ersetzen. Die Stadt diente dem Reich über 1000 Jahre als Hauptstadt.
Die Gelegenheit zum interreligiösen Dialog nützen
Es scheint also, dass das Erinnerungsjahr eine wunderbare Gelegenheit bietet für echten Austausch zwischen den grossen monotheistischen Konfessionen in unserer Gesellschaft, und zwischen den jüdischen, christlichen und muslimischen Gläubigen hierzulande!
Anmerkung der Ruth Weiss Gesellschaft: Ruth Weiss plant mehrere Begegnungen und Lesungen zum Erinnerungsjahr in Schulen und öffentlichen Bildungseinrichtungen im Mai/Juni und Herbst 2021, für die wir leider wegen der Unwägbarkeiten der Pandemie noch keinen festen Zeitplan veröffentlichen können. Die noch an einer Begegnung mit der grossen alten Dame interessierten Schulen und Aktionsgruppen dürfen sich gern bei uns melden, sie macht ja gern einen Umweg um mit Jung und Alt ihre Erfahrungen zu teilen und aus ihren Werken zu lesen.
Nach ihrem grossen 7-bändigen Romanwerk zu 5 Jahrhunderten einer jüdischen Familie in deutschen Ländern veröffentlicht Ruth Weiss dieses Frühjahr einen anrührenden neuen Roman .Der Spitze Hut‚ das Zusammenleben von Juden und Christen zur Zeit der erste Pandemie, der Beulenpest im frühen Mittelalter, und wie diese die Vorurteile und Diskriminierung von Juden verstärkte und zu den ersten schlimmen Progromen führte.