von Ruth Weiss
Nicht zum ersten Mal machten die kenianischen Wahlen Schlagzeilen, nach den historischen Tagen der starken Herrschaft des ersten Präsidenten Jomo Kenyatta zur Zeit der Unabhängigkeit im Jahr 1964, als die Wahlen das Volk ethnisch gespalten hatte, zwischen Kenyattas Kikuju dominierter Kanu-Partei und den Luo. 1969 wurde die Einparteienherrschaft eingeführt, wobei Kanu bis 1988 jede Wahl gewann, auch nach Kenyattas Tod im Jahr 1978. Ein Mehrparteiensystem wurde 1992 wiederhergestellt.
Diesmal, nach den Wahlen vom 9. August zeigte das Volk Ungeduld wegen der Verzögerung der Wahlergebnisse, bis diese am 15. August bekannt gegeben wurden, zwei Stunden nach Fristablauf. Darauf folgte ein kurzes Chaos im Wahlzentrum mit physischen Auseinandersetzungen und Stühlen, die auf der Straße landeten.
Der amtierende Präsident Raila Odinga, ein ehemaliger robuster Oppositionsführer, unterlag mit 49,50 % dem stellvertretenden Präsidenten William Ruto und dessen Koalition „Kenya First“, welche die Mehrheit der Sitze bekam. Noch bevor die Ergebnisse bekannt waren, wurden diese von vier Beamten der Wahlkommission, darunter der stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, bestritten. Das hinderte Rutos Unterstützer nicht daran, in den Straßen von Eldoret, Rutos Heimatstadt zu feiern. In Kisumu, Odingas Hochburg, brachen Proteste aus, wobei sein stellvertretender Vorsitzender erklärte: „Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist!“.
Rutinga, der politische Dynastien anprangerte und den seine Menschennähe sowie sein Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen eines Hühnerverkäufers populär gemacht hatte, versprach eine offene und demokratische Regierung. Gemeinsam mit seinem Team würde er dafür sorgen, dass die Opfer vieler Kenianer nicht umsonst gewesen waren. Das grüne Licht der Wahlkommission mag ihm dies nun ermöglichen.
Übrigens: Eldoret hat eine unübliche Kolonialgeschichte. Im Westen von Kena auf dem Uasin-Gishu-Plateau des Great Rift Valley gelegen, hatte es in der Kolonialzeit viele europäische Siedler angezogen. Es war das Ziel einer Gruppe von Afrikaanern gewesen, die Südafrika unbedingt verlassen wollten in den Jahren nach der Niederlage der Afrikaner im Anglo-Buren-Krieg, der 1902 endete. Im August 1908 hatten sich 58 Familien Afrikaaner auf den Weg von Mombasa gemacht, auf dem Seeweg und per Bahn. Sie waren in Ochsenwagen unterwegs, wie ihre Vorfahren zur Zeit ihres Großen Treks aus dem Kap im 19. Jahrhundert ins Landesinnere. Ihnen folgten weitere 60 Afrikaaner-Familien im Jahr 1911. Dies teilte die Stadt Eldoret in zwei Gruppen, Briten und Afrikaaner, jede mit ihren eigenen Einrichtungen, einschließlich Schulen. Nach der Mau-Mau-Rebellion und Angst vor der Unabhängigkeit, begannen die Afrikaaner in den 50er und 60er Jahren in ihre Heimat zurückzukehren, so dass 1987 nur noch zwei Haushalte übrig geblieben waren.