Jahr der Christlich – Jüdischen Zusammenarbeit 2025

Ruth Weiss spricht in Osnabrück 9.3.2022 (c) RWG G.Karrenbrock

Worte des Friedens und der gemeinschaftlichen Bildungsarbeit über Konfessionsgrenzen hinweg.

Wie hoffnungsvoll, dass zur Eröffnung des Jahres der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit in Hamburg die Verdienste des jüdisch-muslimischen Ehepaars Saba-Nur Cheema und Meron Mendel mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt werden. Auch sie betonen, wie wichtig es ist, aufklärende Worte mit der jungen Generation zu wechseln, Vorurteile mit verlässlicher Information anzugehen und gelebte Toleranz in die Schulen und Treffpunkte junger Leute hineinzutragen, wie Ruth Weiss es seit langen Jahren selbst praktiziert. Wir gratulieren herzlich!

Zum Auftakt dieses Jahres jährt sich auch zum dritten Mal der jähe Wiedereinbruch des Krieges in Europa durch den verheerenden Ueberfall Russlands auf die Ukraine.

Die Friedensfrau Ruth Weiss möchte daher ihre Ansprache zur Woche der Brüderlichkeit, gehalten vor diesem Hintergrund vor drei Jahren in Osnabrück vor mehr als 200 friedensbewegten Menschen, noch einmal in Erinnerung rufen. Worte, die nichts von ihrer Aktualität eingebüsst haben.

Ruth gibt uns damals wie heute die folgenden Gedanken mit:

Es ist Aufgabe von Gesellschaft und Erziehern, die Anliegen der jungen Generation ernst zu nehmen. Dies ist die wichtigste Generation, die angesprochen werden muss. Mein Sohn war eins der wenigen weissen Kinder in einem Kindergarten in Zambia. Dort gab es keinen Rassismus. Kinderaugen erkennen keinen Unterschied der Hautfarbe. Ich sage immer, niemand ist mit Vorurteilen zur Welt gekommen, diese bilden sich im Elternhaus und im Umgang mit Anderen. Heute war ich in der ‚Drei Religionen Grundschule‘ , die Osnabrück hat – so schön zu sehen, dass es doch heute wieder so einfach scheint, dass Kinder miteinander ohne Vorbehalte und Vorurteil aufwachsen und das mit ins Leben nehmen!

Moderatoren können im Laufe einer Debatte Vorurteile gegen Afrikaner, Asiaten, Muslime, Juden widerlegen. Lesungen aus den heutigen Romanen und Gedichten, Besuche in Moscheen oder Synagogen sind empfehlendswert, sowie auch informelle Zusammenkünfte.

Offene auf die Gegenwart bezogene Diskussion in der Schule ist wichtig – ohne dass Ansichten angeprangert werden, egal wie diese sind. Politische ‚Correctness‘ ist dabei nicht zu berücksichtigen. Themen wie Fake News, Verschwörungstheorien, Rassismus, Anti-Islamismus, Antisemitismus oder auch Covid und Klimawandel sollten offen angesprochen werden. Debatten erleichtern es, unterdrückte Gefühle oder Glauben auszusprechen. Vor allem wenn man weiss, dass diese [Einstellungen] nicht von allen geteilt werden.

Themen wie Kolonialismus, Sklavenhandel – und auch die heutigen Sklaven! – sowie Entwicklungspolitik würde die Beziehungen zwischen Nord und Süd verständlich machen.

Meinungsaustausch erweitert den Horizont, und die Jugend ist mehrheitlich offen für Neues.

Zuletzt möchte ich sagen, wenn man sieht, wie jemand von anderen ausgegrenzt oder angegriffen wird – ich weiss nicht, ob man das noch Mobbing nennt – so sollte sie oder er nicht wegsehen. Eingreifen mit Einspruch und wenn es nicht anders geht, physisch! Abgesehen von der Empathie mit den Betroffenen: Weiss man denn, ob man nicht derjenige oder diejenige sein könnte, der oder die zum Opfer wird?

Ich zitiere Helen Keller, die blinde amerikanische Schriftstellerin, die sagte:

Das wichtigste Ergebnis der Erziehung ist Toleranz.

Eine schwere Aufgabe, die tatkräftige Erzieher braucht, die das umsetzen!