von Ruth Weiss
Ein russisches Schiff hat noch vor Jahresende für Schlagzeilen gesorgt.
In den frühen Morgenstunden des 6. Dezember legte das USA-sanktionierte russische Frachtschiff Lady R, unangekündigt in Südafrika an und zwar am Marinestützpunkt Simons Town in der Nähe von Kapstadt. Im Schutz der Nacht und unter bewaffneter Bewachung wurde Fracht geladen und abgeladen, alles streng bewacht. Drei Tage später wurde das Schiff mit ausgeschaltetem automatischen Identifikationssystem (ar) von Marineschleppern aus dem Hafen geleitet.
Die Geheimhaltung bezüglich des Andockens blieb, und das Schweigen der Regierung auch. Anfragen der Medien blieben unbeantwortet. Dabei waren Leserkommentare recht interessant. Es ging einmal um Zorn über die Geheimhaltung, mit Anklagen, die Regierung hätte den moralischen Kompass verloren, ein andermal bis zu Wut über den „ Angriff der Nato auf Russland“. Einige waren verärgert, dass Südafrika Ukrainekrieg auf der Seite Moskaus steht und drückten ihre Empörung darüber aus, dass Russland angeblich Mörder, Vergewaltiger und andere Kriminelle freigelassen hat, um Ukrainer zu bekämpfen.
Beide Länder sind Mitglieder von BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), eine Gruppierung, von der erwartet wird, dass sie innert 2050 die Weltwirtschaft dominiert.
Doch die südafrikanisch-russischen Verbindungen haben eine lange, nicht unumstrittene Geschichte.
Sie gehen auf das Jahr 1942 zurück, als diplomatische Beziehungen mit der Sowjetunion aufgenommen wurden. Es stimmt, dass Moskau seinen Botschafter nach dem Sharpeville Massaker aus Pretoria abzog. Aber: trotz der bekannten sowjetischen Unterstützung des African National Congress (ANC), war es insgeheim weiterhin „business as usual“ mit der Apartheidsregierung.
Die Handelsbeziehungen wurden keineswegs abgebrochen, wo es wesentlich um Waffen und Bodenschätze ging.
So kaufte Südafrikas Diamantenfirma De Beers ab 1960 sibirische Diamanten, um ihr damaliges Weltmonopol zu schützen. Angeblich wurde das 1964 beendet. Doch – das stimmte nicht! Die Diamanten wurden nicht an De Beers in Hatton Gardens geschickt, sondern an eine obskure Adresse (wie ich Ende der 70er Jahre im Londoner „Guardian“ berichtete). Oliver Tambo, damals ANC Präsident im Exil, wurde später gesagt, es gäbe kein sowjetisches Diamantenabkommen mit Pretoria.
In den 80er Jahren, als die Turbulenz in den schwarzen Vororten kritisch war, wurde ein komplexes Geschäft über sowjetische Waffen und Militärfahrzeuge arrangiert. Außerdem waren Experten der südafrikanischen Waffenfirma Armscor, die sich mit der Entwicklung von Strahltriebwerken befassten, damals in Leningrad…
All das zur Zeit der Apartheid!
Südafrika war 1991 – also ein Jahr nach Mandelas Freilassung – das erste afrikanische Land, das die Russische Föderation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion anerkannte. Nach dem Einfall Russlands in die Ukraine verurteilte die Regierung diesen zuerst, um danach die Seite zu wechseln. Seitdem – ein gemischtes Bild.
Theoretisch ist das Land neutral. Deswegen ist die Nacht und Nebel Aktion etwas heikel.
Südafrikas Unterstützung könnte mit der sowjetischen Hilfe während des Kampfes gegen die Apartheid erklärt werden. Jedoch – ein handfester Grund ergibt sich, wenn man dem Geld folgt! Die südafrikanischen Exporte nach Russland sind hauptsächlich Nahrungsmittel und Investitionsgüter. Bis 2022 haben südafrikanische Unternehmen US$5,13 Milliarden in Russland investiert und russische Investitionen in Südafrika belaufen sich auf US$1,5 Milliarden. Ein weiteres Bindeglied ist die Beteiligung Südafrikas an der BRICS Bank, laut Wikipedia.
Am Ende ist es eben wie so oft: die Wirtschaft und das liebe Geld sind ausschlaggebend.